„MAut hilft uns.“ – Berufliche Integration für Menschen mit Autismus
Die häufigste Reaktion ist: Verunsicherung. Bestenfalls Überraschung. Denn Autismus sieht man nicht. Die Krankheit macht sich zunächst in der Kommunikation und der sozialen Interaktion bemerkbar. Und selbst der erste Eindruck ist oft noch unbestimmt. Das Gegenüber könnte auch einfach nur unhöflich sein. Merkwürdig. „Eben irgendwie anders.“
Menschen mit einer Diagnose im Autismus-Spektrum (ASS) haben oft Schwierigkeiten mit dem Spracherwerb und der Kommunikation. Daneben sind ritualisierte Verhaltensweisen und vor allem Defizite im sozialen Umgang erkennbar. Damit Menschen mit ASS am Arbeitsmarkt eine Chance erhalten, gründete die gfi in München vor mehr als 20 Jahren das Integrationszentrum „Menschen mit Autismus“, kurz MAut.
Aktuell werden hier 70 Jugendliche aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz in Berufen der Logistik und IT ausgebildet – beispielsweise zur Fachkraft Lagerlogistik oder zum*r Fachinformatiker*in Systemintegration. Mit Erfolg, denn nahezu alle haben bislang nach ihrem Abschluss eine Anstellung gefunden.
»Wir haben Potenzial nach oben und können mit weiteren Angeboten die besonderen Bedürfnisse dieser Menschen abdecken.«
Simon Altinger, Leiter von MAut
„Ob diese Ausbildung auch in Zeiten von Corona funktioniert, konnte im Frühjahr 2020 niemand abschätzen. Die Fragen lauteten: Wie werden die jungen Erwachsenen auf digitale Lernformen reagieren? Wie gehen sie damit um, dass der Unterricht nicht mehr in den gewohnten Gruppen stattfindet?“, so Simon Altinger, Leiter von MAut.
Mit viel Engagement hat das MAut-Team in kurzer Zeit individuelle Lösungen für digitale Schulungen erarbeitet. Dass viele Ausbildungsinhalte heute in der realen Arbeitswelt digitalisiert ablaufen, war dabei von Vorteil. Aber auch die gemeinsamen Gruppentrainings ließen sich in den virtuellen Raum verlegen, soziale Kontakte und Gemeinschaftserfahrungen konnten so aufrechterhalten werden.
Etwas überraschend wurde 2020 sogar zum erfolgreichsten Jahr des Integrationszentrums. Nie zuvor haben mehr Menschen mit spezifischem Förderbedarf ihre Ausbildung mit MAut gestartet. Und auch die Teilnehmerzahl in den Berufsbildenden Maßnahmen ist nochmals gewachsen.
Das spornt natürlich an, wie Altinger bekundet: „Wir haben Potenzial nach oben und können mit weiteren Angeboten die besonderen Bedürfnisse dieser Menschen abdecken.“
Info gfi
Das Integrationszentrum für Menschen mit Autismus ist eine Initiative der Agentur für Arbeit und der gfi zur Beratung, beruflichen Qualifizierung, Vermittlung und Betreuung junger Menschen mit der Diagnose High-Functioning-Autismus.
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Auszubildende
Gemeinsam den Alltag gestalten
Gesellschaft zur Förderung beruflicher und
sozialer Integration (gfi) gGmbH
Die gfi unterstützt Arbeitnehmer*innen im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf – von frühkindlicher Betreuung über Angebote für Schüler*innen bis hin zu Hilfen für Senior*innen bei der Alltagsbewältigung.
Gegründet
1998
Geschäftsführung
Anna Engel-Köhler (Vorsitzende),
Josef Weingärtner
Tätigkeitsgebiet
bayernweit an 20 Standorten
Arbeitsfelder
_ Kinderbetreuung
_ Betreuung an Schulen
_ Familie, Erziehung, Senior*innen
_ Jugendarbeit und Beruf
_ Philosophie und Bildung
_ Arbeit und Teilhabe
_ Migration und Integration
_ Unternehmen und Services
Ehemaliger Auszubildender zum Fachlageristen
„MAut unterstützt uns, eine Beschäftigung zu finden. Dies geschieht durch die Vermittlung von Praktika, die der beruflichen Erprobung dienen. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von MAut helfen bei der Suche und geben so die Möglichkeit, einen Einblick in verschiedene Berufsfelder zu bekommen. Jetzt habe ich einen Ausbildungsplatz, der zu mir passt.“
Ehemaliger Teilnehmer an den Berufsvorbereitenden Maßnahmen
„MAut hat mich bei meiner Vorbereitung aufs Berufsleben in vielen Bereichen gut unterstützt. Ich lernte, wie man eine ordentliche Bewerbung an einen Betrieb schreibt, wie man ein gutes Vorstellungsgespräch führt, um den Arbeitgeber von mir zu überzeugen. Durch Praktika fand ich heraus, welche Interessen und Fähigkeiten ich habe.“
Vater eines Teilnehmers an den Berufsvorbereitenden Maßnahmen
„Sehr geehrter Herr Altinger,
… wir möchten uns bei Ihnen und dem Team bedanken. Sie sind immer für unseren Sohn da und unterstützen ihn auf seinen beruflichen Wegen: mit der Vermittlung von Praktika, vielen ,Theoriestunden‘ und auch mit spontanen Unterhaltungen, Anweisungen oder Tipps. Unser Sohn hatte vorher nie die Chance, seine Tage in einer so schönen und gesunden Umgebung zu verbringen. Alle Gespräche haben ihn motiviert und genau das fehlte ihm bis jetzt. Noch mal vielen Dank an Sie alle!“
gfi
Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration gemeinnützige GmbH